Heute habe ich mal ein anderes Hallenbad ausprobiert. Grundsätzlich kannte ich das ja bereits, aber trainiert hatte ich dort noch nie (wenn man meine Plantscherei überhaupt als Training bezeichnen kann). Heute, Freitag, hatte ich mittags einen Termin in Stuttgart und keine Lust, nachher noch für eine Stunde ins Büro zu fahren. Also bin ich auf dem Rückweg in Kornwestheim abgebogen und ins dortige Hallenbad, wo ich kurz vor der offiziellen Öffnungszeit ankam. Schon im Vorraum bekam ich lange Zähne: im Becken waren sage und schreibe zwei Bahnen abgeteilt und gemäß dem Aushang an der Kasse war das normal! Ich hatte noch ein paar Minuten zu warten und machte mich per Email wichtig. Als ich dann vom Telefon aufblickte, sah ich eine beachtliche Schlange von (,wie sagt man das gleich noch? Ach ja:) MitbürgerInnen mit Gerontologiehintergrund vor dem Drehkreuz stehen. Ich zog meinen Chip und passierte ebenfalls den Zugang. Dahinter die erste Überraschung: das Wertfachschloss verlangte nach einer 2-Euro-Münze! Ich habe immer und überall den Einer dabei, weil man den alle Nas lang als Pfandmünze braucht, aber mit dem Zwickel war ich überfordert. Die Kassiererin erkannte sofort meine Notlage und wechselte mir passendes Kleingeld. Ich versperrte meine Kleinodien und schlappte zur Umkleide. Von dort wieder zurück zum Wertfach, um die 1-Euro-Münze rauszuholen, die man für den Klamottenschrank braucht und retour in die Umkleide. Mittlerweile waren die ersten 40 Kabinen von rüstigen Rentnern belegt, also zog ich ein paar Gänge weiter und mich dort um. Mit inzwischen zwei Schlüsseln im Gegenwert von insgesamt drei Euro betrat ich den Barfußgang und befand mich prompt vor dem Eingang der Knabendusche. Weil ich zu faul war, die 20 Meter zur Herrendusche zu hatschen, duschte ich als alter Knabe, nicht ohne die Panik, von einer resoluten Sittenwächterin des Lokals verwiesen zu werden.
Aus der Dusche in die Schwimmhalle. Dort mischten sich meine Gefühle. Auf den zwei abgetrennten Bahnen ruderten drei Damen in Rücken altdeutsch. Ich besah mir das Ganze kritisch, deponierte erst mal meine Tasche und schlich dann mit mulmigem Gefühl zum Beckenrand. Dort wurde ich von Dame Nummer drei begrüßt, die mir lautstark zurief: Ich gang a Bahn weida, dann kennet Sie do gmietlich Kraul schwimme, des isch doch feiner. Ich bedankte mich überschwänglich und wünschte ihr (gleichfalls) frohes Schwimmen. Damit waren wir auf Bahn zwo zu zweit. Der übrig gebliebene Kollege schlug vor, im Parallelbetrieb zu schwimmen, was wir auch taten, bis ein Dritter sich dazu gesellte. In schöner Eintracht schwammen wir rauf und runter. Anstatt Bahnen zu zählen, hätte ich besser auf meinen Begleiter achten sollen: jedes Mal, wenn er mich überholte, hatte ich 350 Meter geschafft. Ausweislich meiner Uhr hatte ich im ersten Kilometer satte 100 Meter zu viel, im dritten immerhin 50. Der mittlere hat gepasst. Am Schluss waren wir vier Leute auf der Bahn. Der erwähnte Kollege zog gleichmäßig und -mütig an mir vorbei – ich konnte genau abschätzen, wann es wieder so weit war, wartete an der Wand drei-vier Sekunden und ließ ihn durch. Die anderen beiden schwammen ungefähr mein Tempo, die habe ich kaum bemerkt. Nach meinen drei Kilometern wechselte ich auf Bahn eins, wo meine Freundin immer noch wacker unterwegs war. Es war noch die selbe Dame wie eine Stunde zuvor, es lagen nämlich noch die selben Krücken unterm Startblock. Bahn eins ist in Kornwestheim überbreit. Somit konnte ich in Ruhe Technikübungen machen, die Kollegin konnte ungestört ihre Bahnen ziehen und zwischendrin war reichlich Platz für dies und das. Wenn ich das mit den Horrorgeschichten im Netz vergleiche, wo sportliche Schwimmer von der Bahn gemobbt werden und Mord und Totschlag zu herrschen scheint, wähne ich mich hier auf der Insel der Seligen!
Nach ein paar Bahnen Technik und ausplantschen ging ich pflichtgemäß warm duschen und dann in die Umkleide. Dort die nächste Überraschung: als ich den Schrank öffnete, fiel mir anstatt meines Euro ein blauer Plastikchip entgegen – da war wer an meinem Schrank gewesen! Und wenn wer am Schrank war, vielleicht auch am Wertfach! Und ich müsste der Chefsekretärin beichten, dass ich das Firmenhandy versemmelt hätte! So schlimm war es dann aber nicht. Nach einiger Fummelei mit dem Chip und dem Schloss kam mein Euro wieder zum Vorschein (der Chip dann auch).
Fazit: öfter mal das Bad wechseln, manche Überraschungen bereichern das Leben!
„Ich gang a Bahn weida, dann kennet Sie do gmietlich Kraul schwimme, des isch doch feiner.“
Ich schrei mich weg… großartig.
Im Kopfkino schwäbelt’s schwer verständlich.
Generell aber immer eines der letzten Abenteurer des Alltags: die Gepflogenheiten in fremden Schwimmbädern ausloten und manches Mal überrascht sein.
Mal reagieren Schwimmmeister hysterisch, wenn man ein Handy zückt um ein Foto zu machen… mal nicht.
Mal darf man eine Flasche am Beckenrand postieren und vom Wasser aus daraus trinken.. mal nicht.
Andere Bäder, andere Sitten. 😉
Vielleicht fiel Dir auch die höhere Sauberkeit von Kwh. im Vergleich zum Dir näher gelegenen Hallenbad auf… Mein Sohn ist im SVK sehr zufrieden!