Drei Monate bin ich im Ausdauermodus durch die Landschaft gezockelt. Sogar zwei lange Läufe habe ich in der Zeit absolviert. Die Hörbuchfassung der „Zwei Herren am Strand“ von Köhlmeier hatte ich schon vor zwei Wochen durch. Das hat mir übrigens weit besser gefallen als sein „Joel Spazierer“, der war mir zu heftig. Jetzt höre ich „Transatlantik“ von Column McCann. Das ist episch träge wie mein Lauftempo, aber trotzdem schön erzählt. Meist höre ich ein knappes Stünderl im Buch und schalte dann um auf motivierende Musik. Für den nächsten langen Lauf habe ich mir neue verkabelte Kopfhörer besorgt (die alten sind zwei Tage später aus dem Nichts wieder aufgetaucht), weil die Bluetooth-Hörer keine drei Stunden durchhalten. Es beginnt damit, dass eine Frauenstimme mit Südstaaten-Akzent in immer kürzeren Abständen was von „laaaw baddery“ erzählt, bevor sie sich und das Gerät mit „paaaher hoff“ verabschiedet.
Ziel meiner Bemühungen ist der Freiburg Marathon in zwei Monaten. So ein Frühjahrsmarathon hat den Vorteil, dass man den Sommer über dann andere Sachen machen kann und die öde Kilometerklopperei in den Winter fällt. Was gleichzeitig auch der Nachteil ist. Man trabt bei Dunkelheit, Kälte und Niederschlag in wechselndem Aggregatzustand über holprige, mit Pfützen und Eisflecken garnierte Feldwege. Immerhin merkt man mittlerweile die Sonnenwende. Donnerstag früh konnte ich schon bei Kilometer 4,7 die Stirnlampe ausschalten.
Nächsten Samstag ist das Dirty Race in Murr, da muss ich aus dem gemütlichen Trott ausbrechen. Die Laufsplits bei diesem Cross-Duathlon sind gerade mal knappe 5 bzw. 4 Kilometer lang, da ist Tempo gefragt. Deshalb habe ich mir heute was Sportliches vorgenommen. Viel bergauf-bergab, mit Tempowechseln und vor allem Tempo bergauf. Auch bergab durfte es teilweise schneller gehen, damit ich mich wieder an eine sportliche Schrittfrequenz gewöhne. Fahrtspiel nennt man das, glaube ich. Erst mal bin ich locker durch den Schlosspark nach unten, um mich aufzuwärmen. Dann nicht gemütlich durch den Favoritepark, sondern erst noch 200 Meter die Marbacher Straße runter und dann links über die Treppen zur Reichertshalde hoch. Runter zum Heilbad, am Neckar entlang und dann wieder zügig von Alt-Hoheneck den Burgberg hoch. Quer rüber zur Landstraße, noch ein Hügerl Richtung Freiberg, oben links weg und Richtung Monrepos. Kurz davor bin ich wieder links ab Richtung Heimat. Erst die lange Steigung über den Planetenweg zügig hoch, dann kurze Erholung, bevor es aus der Unterführung in einem hochexplosiven 20-Meter Sprint wieder rauf ging. Aus dem Favoritepark bin ich links wieder raus und nochmal Richtung Reichertshalde. An deren Ende vorbei ging es runter zum Holzsteg über die Marbacher Straße zum Metzgerstück (the wurst part). Hinter dem Steg führt ein Fußweg in Serpentinen hoch zur Neckarstraße. Die ersten neun Geraden sind zwischen zehn und dreißig Meter lang. Das gab jeweils in paar Sekunden Sprint, gefolgt von einer kurzen Pause in der Kurve. Die zehnte Gerade geht dann über 60 Meter, das reicht dann auch. Zum Glück ist meine Frau wieder da, da gibts wenigstens was Vernünftiges zum Essen.
Als Vorbereitung für das Dirty Race war diese Schinderei genau richtig. Jetzt weiß ich wieder, wie sich Anstrengung anfühlt. Und dass man bei Tempo auch ein bisserl auf die Technik achten darf. Jetzt brauchen wir nächste Woche nur richtig Schmodder.