Naab und Autor fertig (Teil 2)

Zum Frühstück am Sonntag erschien ich noch ganz normal. Nachdem ich dann das Zimmer bezahlt hatte, zog ich mich um, packte meinen Wassersack und betrat den Frühstücksraum erneut – diesmal im Schwimmeroutfit und mit der Warnung: Fürchtet Euch nicht, ich bin es! (Den Spruch „Ich will nur spielen“ habe ich mir verkniffen). Die Chefin, Frau Sarfert, konnte das nicht schrecken, sie macht selber Triathlon und wusste sofort, was sie zu tun hatte. Die anderen Gäste waren jetzt doch neugierig geworden und ich erklärte ihnen, was ich hier trieb. Hinter der Schlossschenke fand ich die Treppe zum Fluss, heute ohne den kiffenden Burschen vom Vorabend. Zum Glück war ich bereits im Schutzanzug und kam so ungebrannt an den Brennesseln vorbei. An dieser Treppe fand ich die stärkste Strömung des ganzen Wochenendes vor, hier war der Abflusskanal des E-Werks. Die ersten 500 Meter schoss ich in gut 5 Minuten hinunter! Die Sonne stand noch tief und schickte einzelne Strahlen durch die Büsche am Ufer auf’s Wasser. Ich genoss die sonntagmorgendliche Ruhe und den kräftigen Rückenwind bis zur Baustelle in Duggendorf, wo mich ein gar schröckliches Warnschild des Wassers verwies. Hinter der Brücke stieg ich wieder ein und schwamm ohne weitere Zwischenfälle nach Pielenhofen, wo ich eine kurze Pause einlegte.

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Ab Pielenhofen kannte ich die Strecke von einer ersten Erkundung im August 2014, aber heute hatte ich deutlich bessere Bedingungen – dafür aber schon 20 Kilometer in den Armen. Seit dem Start am Morgen war ich am Rumrechnen. Wenn ich in Etterzhausen ausstieg, wäre ich in 10 Minuten am Bahnhof und könnte, mit einigem Umsteigen, vor Mitternacht zu Hause sein. Schwamm ich durch bis zum Ziel in Mariaort, bräuchte ich zu Fuß und mit dem Bus eine ganze Weile bis zum Bahnhof Regensburg, wo ich den gleichen Zug erwischen müsste wie im vorigen Fall. Im Lauf des Tages stellte sich heraus, dass ich genügend Zeit hatte, um bis Mariaort zu schwimmen. (Auch wenn hintenraus einiges anders kam, als geplant.) Samstag war ich überwiegend im Dreierzug unterwegs gewesen. Auf langen Strecken beugt das einseitiger Belastung vor, aber ich kann den halt nicht so gut – den größten Teil des Jahres atme ich nur nach rechts. Im Lauf des Sonntags musste ich immer öfter in den Zweierzug wechseln, weil ich beim links Atmen einfach zu viel Wasser schluckte. Kurz vor dem mittäglichen Etappenziel in Penk hatte ich eine seltsame Begegnung: vom rechten Ufer löste sich ein Baumstamm und schwamm zielstrebig quer über den Fluss. Ich war zwar nie bei den Pfadfindern, aber mein Reptilienhirn signalisierte mir: ein Baumstamm, der wie ein Tier schwimmt, ist ein Krokodil! Nach dem ersten Schreck schaltete sich mein Buchhalterhirn in die Debatte ein: Krokodile können in bayerischen Flüssen gar nicht überleben, die werden von Killerwelsen gefressen! Bei näherem Hinsehen entpuppte sich das Phänomen als eine Gruppe von Enten, die in Formation unterwegs waren. Die steckten wahrscheinlich mit den Scherzbolden unter einer Decke, die am Kanuausstieg ein Warnschild aufgehängt hatten (s. Foto unten).

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Nach einem reichhaltigen Mittagessen ging ich zurück zum Kroko-Badeplatz. Dort landete gerade ein Pärchen auf einem SUP-Board an. Ein Kanufahrer ließ es sich nicht nehmen, das Teil zu testen. Ich stieg wieder in die Naab und nahm die letzten zwei Etappen von je vier Kilometer in Angriff. Die erste führte mich zum Badeplatz in Etterzhausen, wo ich mit meine schnieken Anzug reichlich deplatziert wirkte zwischen all den Plantschern und Badern. Ich schob schnell einen Riegel ein und schwamm weiter.

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Hinter Etterzhausen hatte ich zunächst Begleitung von einer Ruderin und einem Kajakfahrer. Dabei lernte ich aus ihrer Unterhaltung, dass die traumhaften Ufergrundstücke, an denen ich vorbeigeschwommen war, auch ihre Schattenseiten haben. Wenn man die nicht mit Stacheldraht und Selbstschussanlage sichert, parken und müllen einem die lieben Zeitgenossen die Wiese gnadenlos zu. Die restliche Strecke war dann enorm mühsam. Das Tal wurde breiter und von einer Strömung konnte keine Rede mehr sein. Mein Tempo ging gnadenlos in den Keller (wahrscheinlich zum Lachen). Der Schwimmbeutel, sonst federleicht über’s Wasser gleitend, zerrte entnervend am Gürtel. Ich konnte mich nicht einmal mehr zum Fotografieren aufraffen. Wenn ich, trotz strengstem Verbot, mal auf die Uhr schaute, war ich kaum ein paar Meter weiter gekommen. Endlich sah ich den Fußgängersteg von Mariaort. Davor plantschten mehrere Familien fröhlich im Wasser – toll, dass die Leute tatsächlich noch im Fluss baden! Mit letzter Kraft krabbelte ich die Stufen hoch und machte mich auf den Heimweg (der Dank der Deutschen Bahn ein Abenteuer für sich war, aber das ist hier nicht Thema). Den Montag habe ich dann zum größten Teil verpennt.

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Über Günter

Manager und Triathlet
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4 Antworten zu Naab und Autor fertig (Teil 2)

  1. Lutz Prauser schreibt:

    Wunderbar…
    Und das mit den Krokodilen lässt sich sicher auch noch realisieren 🙂

    • modoufall schreibt:

      Wir könnten ein Auswilderungsprogramm aufziehen. Kennst du dich mit Kickstarter aus?

      • Lutz Prauser schreibt:

        Ich bin absolut kein Fan von Faunenverfälschung. Es gibt hunderte von Beispielen, dass dieser gezielte und meist gut gemeinte bzw. mit Absichten verknüpfte Plan mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat… zumindest für die heimische Flora und Fauna.
        Da wäre ein beherzter Sprung in die Krokodianlage in einem Zoo sicher sinnvoller :).
        Und günstiger.
        Und aufmerksamkeitsstärker.
        Den Platz in der Geschlossenen danach hast Du dann auch mit drin im Paket 😉

      • modoufall schreibt:

        Danke, aber auf den Darwin Award kann ich verzichten!

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