Prämissen, Postmissen und Vermissmeinnicht

Heutzutage schließt man ja seinen Reisekoffer drei mal ab, selbst wenn auf dem Heimflug nur Schmutzwäsche drin ist; und vielleicht ein Kilo Sand; und eine schlecht verschlossene Tube Vanilleeis. Wenn ein Fahrrad im Koffer ist, das mehr kostet als eine Luxuskreuzfahrt, dann natürlich erst recht – aber in welchem Koffer steckt schon ein sündteures Fahrrad? Richtig: in einem Fahrradkoffer! Darum braucht, wer ein teueres Rad sein eigen nennt, irgendwann so einen Koffer, zumindest gefühlt. Weil man ja schon mitten im Winter auf irgendwelchen sonnenverwöhnten Inseln Kilometer schrubben muss, um unter MAMILs seinen MAMIL zu stehen. Im Umkehrschluss und um es kurz zu machen: ohne den zugehörigen Schlüssel ist so ein Koffer nicht viel wert. Nachdem ich mich über die letzten Jahre vom MAMIL zum FAS weiter entwickelt hatte, war mir das natürlich klar. Und weil ich als FAS keinen Radkoffer brauche, und weil der auch nicht in meine neue Bude passt und ich ihn deshalb verhökern wollte, habe ich den zugehörigen Schlüsselbund gehütet wie meinen Augapfel. Aber manchmal weiß man halt nicht, wo einem der Kopf steht… Jedenfalls habe ich vorletzten Sonntag den Koffer zur Auktion freigegeben und folglich war er gestern Abend verkauft. Und der Käufer hat mich mit dem Wunsch nach Abholung heute total überrumpelt. Heute früh also totale Panik: wo der Koffer steht, war ja relativ klar: in der neuen Bude jedenfalls nicht! Aber wo sind die vermaledeiten Schlüssel? Wochenlang hatte ich sie immer wieder in der Hand und war stolz wie Oskar, dass da ein korrrekt beschrifteter Schlüsselanhänger dranhing. Aber jetzt? Totale Ahnungslosigkeit! Vor der Arbeit habe ich die üblich verdächtigen Plätze abgesucht und nichts gefunden. Macht nix, dachte ich, dann muss er in der alten Wohnung sein, nahe beim Koffer. Nach der Arbeit bin ich zur S-Bahn geradelt, mit dieser in die mittelalte Heimat, dort zur alten Wohnung, habe in das Schlüsselkästchen geschaut und: nichts! Überrascht hat mich das nicht wirklich… Mein Bartschneider ist beim Umzug auch spurlos verschwunden und nicht einmal die Anschaffung eines neuen hat ihn heraufbeschwören können. Während ich noch derwischmäßig durchs Haus rotierte, klingelte schon der Käufer an der Tür. Zerknirscht beichtete ich ihm meine Idiotie. Zu meiner Erleichterung ging er auf den Vorschlag ein, einen erheblichen Teil des Kaufpreises einzubehalten, bis ich die Schlüssel wieder gefunden hätte.

Der Käufer, welcher sich nicht wirklich sicher war, ob er ein glücklicher sein solle, zog mit seinem unverschließbaren Koffer von dannen. Zwei Minuten später fiel mir natürlich siedend heiß ein, wo der Schlüssel in der neuen Wohnung rumlag. Nach einer ökologisch korrekten Rückfahrt mit Rad und Öffis stürzte ich mich sofort auf das Schüsselchen mit den besonderen Schätzen. Von Schlüssel keine Spur… Frustriert schlich ich um mich herum und suchte nach einem Ausweg. Am Schluss fand ich die Schlüssel natürlich – am 3. üblich verdächtigen Ort. Mail geschickt, Schlüssel eingetütet, morgen gehts zur Post, Ehre halbwegs gerettet – und hiermit öffentlich gebüßt.

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Über Günter

Manager und Triathlet
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