Algarve, die Dritte

Seit drei Jahren erkunde ich schon Stück für Stück die Algarve. Auch mit dem Gedanken, mich da eventuell dauerhaft nieder zu lassen. Freundliche Menschen, angenehmes Klima, gute Küche und viel Wasser, das sind meine Parameter für einen Wohlfühlort. 2019 war ich in Sagres. Wunderschön, aber arg am Ende der Welt. Nach Coronapause war ich Ende 2021 für drei Wochen in Faro, inklusive einer Woche Sprachschule bei CIAL. Mit 61 zur Schule zu gehen ist eine nette Herausforderung. Die Lehrkräfte waren auch richtig streng, haben auf korrekter Aussprache und Rechtschreibung bestanden, bis hin zur Verwendung von Akzenten! Der Strand von Faro ist ein Traum, ewig lang, feiner Sand und schöne Muscheln. Bevor ich mich festlege und ~setze, wollte ich noch die Felsalgarve näher erkunden, mit ihren instagrammierbaren Buchten und Klippen. Lagos war dafür ein gutes Basislager.

Mo. 9.5. Anreise

Die Anreise erfolgte wieder über den Flughafen Faro. Im Landeanflug kommt mir die Stadt schon gut bekannt vor, ich erkenne die Orte, die ich mit dem Rad abgeklappert bzw. beschwommen habe. Nach knapp zwei Stunden Transfer komme ich abends im Hotel an. Check-in, Abendessen und ab in’s Bett, es ist schon ziemlich spät.

Di. 10.5. Geburtstag

Erst mal ein Fahrrad mieten, man will ja mobil sein. Mein Hotel ist etwas außerhalb der Stadt, Richtung Süden zur Ponta de Pietade, einer Landspitze mit Leuchtturm und vielen kleinen Badebuchten. Zu Fuß bin ich in 20 Minuten in der Stadt, die anscheinend viele Graffiti-Künstler anzieht, und finde einen kleinen Radverleih. Der freundliche Hempel hat ein recht gutes Rad, nur die Bremsen sind abgelutscht und die Reifen auf der letzten Rille. Fast kriege ich das Rad nicht, weil ich es nachts nicht reinstellen kann. Immerhin liegt mein Hotel außerhalb und nicht an einer städtischen Partymeile. Der Hempel hat ein Einsehen und gibt mir ein extra fettes Schloss dazu. An der Rezeption biete ich meinen ganzen Charme auf (der vor allem darin besteht, dass ich als einziger Touri ein wenig Portugiesisch kann). Die Rezeptionistin legt sich voll ins Zeug und besorgt mir eine Zugangskarte für die Tiefgarage eines Partnerhotels, 300 Meter weiter.

Dann erkunde ich das Meer, dazu bin ich ja in erster Linie hier. Die Praia da Dona Ana ist fünf Minuten vom Hotel entfernt. Es ist eine der größeren Buchten, mit Strandcafe und Rettungsschwimmern. Nach meinen Erkundungen am Rechner müsste man von hier zur nächsten Bucht schwimmen können, der Praia do Camilo. 62 Hektometer am Stück schaffe ich bei knapp 18 Grad nicht, aber 62 Dekameter sollten es schon sein. Damit bin ich sogar weiter als zur Nachbarbucht und schwimme wieder zurück. Ich gewöhne mich recht schnell an das Schwimmen im Meer, mit Salzwasser, Seegang und reichlich Verkehr. Geführte Kayak-Gruppen und motorisierte Sightseeing-Boote sorgen für Abwechslung. Gut, dass ich meine Boje dabei habe! Wieder im Hotel studiere ich wieder die Küstenlinie auf Google Maps. Dort sind viele kleine Buchten verzeichnet, die ich in der echten Natur nur schwer finden kann, so steil ist das Gelände. Aber mit etwas Geschick müsste es doch möglich sein, Stück für Stück die Küste entlang zu schwimmen!

Mi. 11.5. Erkundung

Dank Zeitumstellung wache ich so früh auf, dass ich vor dem Frühstück joggen gehe. Ich erkunde die Strände von oben und frage mich weiterhin, wie man da rauf oder runter kommen soll. Ich versuche mein Glück, schwimme von Camilo los. Die Praia da Balança ist vom Meer aus gut zu sehen, aber immer noch kein Ausstieg erkennbar. Ich gehe auf gut Glück an Land, sehe einen steilen Canyon mit Fußspuren, offenbar ist das der Ausgang. Aber erst einmal lasse ich mich von der Sonne wärmen. Dann kraxle ich nach oben, mit Händen und Füßen geht es durch einen schmalen Spalt. Ganz oben muss ich noch einen hohen Absastz überwinden, dann bin ich raus. Dieser Strand ist die Schlüsselstelle für die weitere Tour, es ist der letzte vor der Landspitze. Von hier bis zum ersten auf der anderen Seite sind es rund 1.200 Meter, dazwischen gibt es nur schroffe Klippen.

Do. 12.5. Radeltour

Im Westen von Lagos gibt es zwei Dörfer, die nach der Papierform idyllisch sein könnten: Luz und Burgau. Ich radle los und sehe mir die mal an. Leider sind beide Orte fest in englischer Hand. Krebsrote Greise, die aussehen wie aus einem der dystopischeren Romane von John LeCarré, grüßen sich lautstark mit markigen Sprüchen und versichern sich gegenseitig ihres Wohlergehens. Das Empire ist noch lange nicht tot… In Luz war es mir zu windig zum Schwimmen, in Burgau bin ich doch noch 10 Minuten ins Wasser gegangen.

Fr. 13.5. Untauchlich

Heute sollte ich meine Tauchkenntnisse auffrischen. Leider hat der Instruktor gestreikt, nachdem ich die Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß ausgefüllt hatte. Jetzt muss ich zur Untersuchung nach Alvor, bevor ich unter Wasser darf. Dafür bin ich noch mal an der Praia do Camilo geschwommen, der kleineren Bucht neben Dona Ana. Hier gibt es die malerischen Felsen im Wasser mit den Spalten zum Durchschwimmen. Am Dienstag hatte ich mich das noch nicht getraut. Heute ist die See ruhiger und ich kenne die Verhältnisse auf beiden Seiten des Felsens. Leider muss man eine Nummer ziehen. In der Felsenge stauen sich zweiunddrölfzig Kajaks und 4 Motorboote. Als ich endlich durch war, kam noch ein halbes Dutzend Chaoten auf Jetskiern an und machte Ramba-Zamba. Aufgewirbeltes Wasser und Abgase versauen den Weg zurück zum Strand. Später stelle ich fest, dass die Videos nichts geworden sind. Einmal schlecht gedrückt und ab da habe ich gestoppt, wenn ich starten wollte und umgekehrt. Na ja, ich habe ja noch ein paar Tage, um das nochmal zu versuchen.

14.5. Längere Etappe vor dem zweiten Frühstück

Bevor ich mich an die lange Etappe um die Ponta de Pietade wage, übe ich erst mal an einer längeren Etappe mit mehreren Notausgängen. Nach dem ersten Frühstück wandere ich rein nach Lagos, gut 20 Minuten. Am Hafen die große Frage: innerhalb oder außerhalb der Kaimauer losstarten? Innerhalb ist es ruhiger zum Reingehen und außerdem kommt es mir irgendwie heldenhaft vor, aus dem Hafen raus in’s offene Meer zu schwimmen. Als ich endlich fertig aufgebrezelt bin und das Vor-Schwimm-Foto geschossen habe, wollen plötzlich alle Boote der Algarve (plus einige auswärtige) aus dem Hafen raus. Sollte da nicht wegen Bauarbeiten gesperrt sein? Ein riesiger Schwimmbagger macht sich in der Fahrrinne wichtig. Ich sehe, dass die Schiffe auf der linken Seite bleiben, rechts ist kein Verkehr, dafür branden da die Wellen gegen die Mole. Ich peile eine Minute lang die Lage und schwimme dann los. Aus dem Hafen raus ist tatsächlich heldenhaft! Hinter der Mole beginnt sofort eine kräftige Dünung. Immer wieder taucht der Arm in Luft statt in Wasser, weil die Welle gerade unter mir durch läuft. Ich gewöhne mich langsam an die Verhältnisse und versuche, eine gerade Linie auf einen markanten Felsen zu zu schwimmen; dabei behalte ich aufmerksam den Bootsverkehr im Auge. Zu meiner Freude komme ich tatsächlich voran und erreiche den Felsen schneller als erwartet. Der Blick vom Meer auf die Steilküste ist fantastisch, ständig wechseln sich zerklüftete Felsformationen ab. Nach rund 30 Minuten sehe ich meinen Notausstieg, die Praia do Pinhao. Ich fühle mich aber noch gut in Form und steuere auf mein eigentliches Ziel zu, die Praia da Dona Ana. Das weitere Sekundärziel Praia do Camilo ist zwar in Sichtweite, der Felsen davor (mit dem großen Loch in der Mitte) ist aber inzwischen von einer Schar Ausflugsboote und Kajaks regelrecht belagert. Deshalb biege ich rechts ab Richtung Strand. Die Brandung ist überschaubar, man kommt recht sicher aus dem Wasser, nur meine Boje fliegt mir dauernd von hinten um die Ohren. Ich ziehe noch einen fetten Holzbalken aus der Gischt und überreiche ihn dem verdutzten Rettungsschwimmer. Von Dona Ana bin ich in fünf Minuten zurück im Hotel, wo die Kellner gerade anfangen, das Frühstücksbuffett abzubauen. Ich lasse mir schnell einen Kaffee aus dem Automaten, grabsche mir ein Pastel de Nata und ruhe mich erst mal aus.

Am späten Nachmittag jogge ich noch ein Stück die Küste entlang und begutachte die Landmarken sowie die Ausstiegsstelle für die nächste Etappe.

So. 15.5. Ruhetag

Heute kein großes Programm, nur eine kleine Runde an der Praia do Camilo. Ich bin früh dran (kurz nach 9) und fast alleine. Die Ebbe ist erst seit kurzem vorbei. Bei solchem Niedrigwasser hatte ich die Bucht noch nie gesehen. Viele Felsen ragen aus dem Wasser, über die ich in den Tagen zuvor ahnungslos drübergeschwommen bin. Das Seegras liegt in hohen Haufen entlang der Hochwasserlinie. Später wird eine ortsunkundige Frau bis zu den Knien darin versinken. Auch im Wasser viel Seegras. Es dauert eine Weile, bis ich kapiere, dass das da nicht einfach so rumgeschwemmt wird, sondern richtig da wächst. Beim Losschwimmen die große Überraschung: das Wasser ist heute glasklar und ich sehe zum ersten Mal Fische, sogar richtig viele! Diesmal komme ich besser mit der Kamera zu Recht und dokumentiere meinen Weg durch das Felsloch. Und durch ein zweites, das nur bei Niedrigwasser sicht- und passierbar ist. Gegen 1/2 10 Uhr kommen die ersten Boote und Kajaks an, ich mache mich aus dem Staub, bzw. Sand.

Gegen Mittag dann Pannenyoga. Die Holländer waren alle in’s Gebirge aufgebrochen, die Terasse beim Pool war leer. Ich schleppte den Laptop, die Bluetooth-Kopfhörer und das Strandtuch runter und startete Mady Morrison. Die ersten Minuten lief das ganz gut, dann kamen komplizierte (Achtung: Angebersprech!) Asanas, die ich noch nicht kannte. Ich lauschte Madys sanfter Stimme in den Kopfhörern, konnte mir aber keinen rechten Reim darauf machen, wohin alle diese Körperteile jetzt gestreckt werden sollten. War der linke Fuß nicht gerade in großem Schritt nach hinten gestellt worden? Und sollte jetzt plötzlich ganz woanders sein? Ein Kontrollblick auf den Laptop – der im Schatten auch nur schlecht zu sehen war – stärkte meinen Verdacht, dass Mady keine Ahnung hatte, was sie da tat; jedenfalls stand sie ganz anders da, als ich seitlich kniete 😉 . Kurz danach brachen neben meinen Bauchmuskeln auch noch die Kopfhörer zusammen. Auch nach zweimaligem Ein- und Ausschalten und neu Verbinden war der Ton bald wieder weg. Die ganze Konzentration, der Flow, waren dahin. Technikärger versaut jede Entspannung. Ich setzte mich nochmal hin, verbeugte mich vor mir selbst, dankte mir für meine Yogapraxis und schleppte mein Geraffel fluchend wieder in’s Zimmer.

Am späteren Nachmittag habe ich nochmal Schnorchel, Flossen und GoPro eingepackt und bei Camilo geschnorchelt. Durch Sardinenschwärme getaucht. Der Strand ist am Sonntagnachmittag rappelvoll, das hatte ich befürchtet. Wie mag das da erst im Sommer zugehen? Bei halbwegs Flut liegen die Leute dicht an dicht unter den absturzgefährdeten Klippen. Um die Felsen im Meer könnte man trockenen Fußes spazierengehen, so hoch ist die Kajak-Dichte. Ich halte mich abseits dieses Trubels, habe auch meine gute Schwimmboje dabei, trotzdem säbelt mit ein Nasenbär beinahe das Ohr ab mit der Flosse seines SUPs. Die Boje habe ich mit Karabiner am Gürtel befestigt, damit ich auch mal tiefer tauchen kann. Beim ersten Versuch denke ich natürlich nicht daran und wundere mich, dass ich nicht runterkomme. Beim zweiten Abtauchversuch hake ich die Boje aus und gewinne erfolgreich an Tiefe.

Mo. 16.5. Königsetappe

Gleich nach dem Frühstück packe ich mein Schwimmzeug und wandere zur Praia da Balança, bewusst gemächlich, damit ich nicht schon völlig atemlos am Start ankomme. Der Abstieg durch den schmalen Canyon zum Strand ist trickreich. Jetzt den Knöchel verstauchen wäre blöd. Es ist Ebbe und der ganze Strand ist von angeschwemmtem Seegras bedeckt. Ich erkunde eine Spur zum Wasser, ziehe mich um, verstaue alle Klamotten in der Boje und wandere los. Am Wasser setze ich die Schwimmbrille auf und taste mich vor. Auch hier dichtes Seegras, angewachsen und angeschwemmt harmonisch miteinander schwappend. Das Gras verdeckt komplett die Steine, die hier liegen, eine tückische Kombination. Wenn ich mit einem Fuß zwischen zwei Steinen hänge und eine Welle mich aus dem Gleichgewicht bringt, kann das übel enden – Steigbügelbruch nannte man das zu Zeiten, als Reitunfälle noch Alltag waren. Schließlich erreiche ich hüfttiefes Wasser. Ich gehe kurz in die Hocke, um die sonnenverbrannte Wampe an die Temperatur für die nächste knappe Stunde zu gewöhnen und schwimme los. Beziehungsweise versuche es. Beim ersten Zug greife ich wieder auf Fels. Vorsichtig ziehe ich mich noch mehrere Meter über die Steine, bis ich richtig schwimmen kann. (Also das, was bei mir unter „richtig schwimmen“ läuft). Die erste Sichtmarke, zwei große Felsen im Meer, sind viel näher, als ich nach Karte erwartet hätte, zumindest sieht es so aus. Angesichts der heutigen Strecke, vor der ich Respekt habe, schwimme ich zügig und mit wenig Fotopausen. Ein verirrter Trupp SUPler ist gerade am durchsuppen zwischen den Felsen, ich schwimme lieber außenrum. Zwischen den Felsen sehe ich Steine und Wellen, für Schwimmer eine ungeschickte Kombination. An der Außenseite die nächste Überraschung: ein paar Taucherflossen stehen senkrecht aus dem Wasser und verschwinden dann in der Tiefe – offenbar ein Freitaucher. Ich hoffe mal, dass das kein wildgewordener Harpunenfischer ist, der hemmungslos auf alles ballert, was da zappelt. Ich mache einen Bogen rundherum und zwei Fotos. Vom Taucher die ganze Zeit keine Spur, obwohl der eigentlich mal Luft holen müsste. Hinter den Felsen wird der Seegang stärker, aber nicht sehr. Bald bin ich querab vom Leuchtturm. Noch 50 Meter und ich umrunde die äußersten Felsen. Ab hier schwimme ich in einer gemächlichen Dünung an der Südküste entlang. Mit einem Fischer verständige ich mich per Handzeichen darüber, wo ich längs kann, ohne am Haken zu enden. Ich pflüge durch riesige Sardinenschwärme, während sich die Möwen an diesem Frühstücksbuffett bedienen. Wer oder was ernährt sich eigentlich im Meer von Sardinen? Ist ein Schwimmer für die Raubfische zu groß, oder eine willkommene Abwechslung? Die Felsküste ist spektakulär, von Höhlen und Löchern durchzogen. Ich halte mich in respektvoller Entfernung, die Wellen klatschen eindrucksvoll an den Fels, da muss ich nicht mitspielen. Durch eine Spalte sehe ich den gelben Sonnenschirm am Anlegeplatz für mutige Boote.

Nach rund 1.100 Metern sehe ich die Praia do Barranco do Martinho, die erste Bucht, an der ich aussteigen könnte. Ich sehe aber auch, dass die Praia do Canavial erreichbar aussieht und dass dort Menschen am Strand sind; von dort kommt man wohl deutlich einfacher hoch zum Wanderweg. Ich fühle mich noch fit und nicht unterkühlt und schwimme weiter. Am Ende wird es doch anstrengend. Der Anfang des Strandes ist felsig, also schwimme ich zum sandigeren Bereich. Auch bin ich ziemlich weit vom Ufer weg. Langsam werden die Arme schwer, aber nach 54 Minuten und 1.8xx Metern habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Ich frage den nächstbesten Engländer, wie man zu Fuß von diesem Strand wegkommt. Für einen Engländer reagiert er überaschend überrascht, weist mir aber den Weg. Außer diesem Engländer sind noch drei weitere Leute am Strand.

Nachmittags bin ich nochmal mit dem Schnorchel losgezogen, diesmal bei Dona Ana. Auch Montagnachmittag sind Kajaks ohne Ende unterwegs. Abtauchen wird schwierig, weil ein starker Wind die Boje in den 17 Sekunden, die ich unten bin, gefühlte 500 Meter weiter weht.

Di. 17.5. Mit dem Rad nach Portimao

Dr. Google hatte mir eine Route rausgesucht, der ich zunächst nicht recht traute, weil sie über die Bundesstraße ging. Aber eine kurze Suche ergab keine Alternative, also habe ich mir das angeschaut. Es war tatsächlich fahrbar, der Seitenstreifen war breit genug und überwiegend sauber; nur die Abgase waren lästig, wenn mal ein fetter Laster oder ein kreischender Zweitakter vorbeikamen. Am ersten Kreisel traf ich auf zwei Pferdefuhrwerke. Die Bauweise kannte ich aus dem Senegal: eine Achse mit zwei Autorädern dran, darüber eine hölzerne Ladefläche mit Brettern als Bordwände und einem Sitz für den Fahrer. Auf der Ladefläche saß eine alte Frau, die mir in voller Fahrt frisch gesammelte Schnecken verkaufen wollte. Ihre Hautfarbe war eindrucksvoll (die der Frau, nicht der Schnecken). Ich überlegte, ob sie auf maurischen Vorfahren, viel Bewegung an der frischen Luft oder einem fragwürdigen Verständnis von Körperpflege beruhte und kam zu dem Schluss: die Mischung macht’s.

Kurz vor Portimao wurde es doch noch ungemütlich. Der Seitenstreifen endete und ich fuhr einige hundert Meter auf der Bundesstraße, bevor ich in einen Feldweg abbog und durch die Vororte zum Hafen weiterfuhr. Pastelmäßig kann ich von Portimao nur abraten. Der erste Laden hatte gar keine, der nächste hatte welche, die zwar von enormer Größe, dafür bemäkelnswerter Konsistenz waren. Das Museum hingegen ist einen Besuch wert. Warum an dem Tag freier Eintritt war, habe ich nicht verstanden, aber als Gastschwabe zu schätzen gewusst. Der Rückweg war reichlich mühsam, Radeln bei Hitze macht echt keinen Spaß.

Abends ging ich nochmal schwimmen. Gegen 6 Uhr sind kaum noch Ausflugsboote unterwegs. Ich erkundete die entfernteren Ecken der Bucht am Strand von Camilo und fand Löcher und Höhlen, die ich bisher übersehen hatte. Reinzuschwimmen ist ein bisschen tückisch. Je enger der Durchlass, umso heftiger wirft einen die kleinste Welle umher. Wenn dann noch Felsen unter Wasser sind und man sich in klassischer Möbelfußmanier die Zehen dran anhaut, braucht es große Schauspielkunst, um auf dem Selfie glücklich zu grinsen; was man dabei von sich gibt, hört ja niemand.

Mi. 18.5. Westward ho!

Ich wache um 20 nach 6 auf und beschließe, in den Sonnenaufgang zu schwimmen. Beschließen ist das falsche Wort, ich bin einfach noch zu müde, um mich davon abzuhalten. Zehn Minuten später bin ich mit geputzten Zähnen in der Senkrechten und habe den Beutel geschnürt, nach weiteren 10 Minuten stehe ich am Strand. Die Sonne war natürlich viel schneller und stand schon ziemlich hoch. Nur mit viel Geschick konnte ich ein paar Fotos mit Frühmorgen-Touch schießen.

Nach dem Früstück gings zur letzten planmäßigen Etappe im Westen, von der Praia do Canavial zur Praia de Porto Mós. Danach müsste man knapp 3 km schwimmen, bevor man an der Praia da Luz wieder an Land käme, das war mir allein zu riskant. An Canavial war nicht viel los, der Abstieg ist zwar befestigt, aber relativ beschwerlich. Eine Einheimische, die gerade hochkam, zischte mir ominös beschwörend zu: „Is dangerous!“ Davon ließ ich mich nicht beirren und ging ungefähr zu der Stelle, wo ich am 16. angelandet war. Die Wellen waren zwar harmlos, aber mit der Boje im Schlepptau nur mühsam zu überwinden. 100 Meter weiter draußen ging es dann einigermaßen zu schwimmen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, nicht recht voran zu kommen. Ich hatte Wellen von vorn und es kam mir vor, als gebe es auch eine Strömung. Schließlich landete ich zwischen den Surfern in Porto Mós an und wanderte zurück zum Hotel.

Do. 19.5. Halbzeit

Halbzeit, Ruhetag. Ich gehe in die Stadt, kaufe Kork-Flip-Flops und Bücher. Abends paddle ich gemütlich durch die Felsen bei Camilo. Zum wiederholten male versuche ich, aus dem Wasser auf einen Felsen rauf zu klettern, aber außer aufgeschürften Füßen bringt das nichts. Danach stürze ich mich noch wagemutig in den Hotelpool und ziehe vier Bahnen.

Fr. 20.5. Große Querung

Karma: in der Altstadt von Lagos, verkehrsberuhigt, ich rolle mit dem Rad langsam und vorsichtig runter, da hupt hinter mir einer. Ich nutze eine Lücke und lasse ihn vorbei – wenn’s ihn glücklich macht. Der Aufmachung nach ein deutscher Althippie im R4, mit Bierbauch, Haremshose und Zausel-Pferdeschwanz. An der nächsten Kreuzung muss er abbremsen, ich fahre auf 2 cm auf. Er tastet sich um die Kurve und steht vor einem Müllwagen oder so. Da stand er wohl eine Weile, während ich mich durch eine andere Gasse davon schlängelte.

Heute steht die letzte tückische Querung an, von der Praia da Batata zur Meia Praia. Es hat ordentlich Wellen. Mit der Boje überm Kopf stemme ich mich gegen einen Brecher nach dem anderen, bis ich schließlich losschwimmen kann. Es geht zu wie in der Achterbahn. Dazu quere ich jetzt die Hafeneinfahrt und gebe mächtig Gas. Bei dem Seegang ist ein Schwimmer leicht zu übersehen, selbst mit Boje. Aus meiner Froschperspektive sehe ich selbst Segelschiffe nur, wenn sowohl das Schiff als auch ich gerade oben auf dem Kamm sind. Danach ruhigeres Schwimmen, bevor es 100 Meter vor dem Strand wieder in die Waschmaschine geht.

Sa. 21.5. Wanderung

Der Wetterbericht verheißt Wolken und Wind, weniger Hitze. Ich teste mal die Route 29 aus dem Rother Wanderführer Algarve. Spoiler: diese Wanderung kannste vergessen! Mit dem Fahrrad nach Mexilhoeira. Ich muss mir mal die Aussprache dieses Orts anhören. Odiáxerre kann ich schon. Faro oder Lagos sind phonetisch wesentlich einfacher. Laut Beschreibung startet die Tour am Bahnhof. Der ist an der Landstraße sogar ausgeschildert, also nehme ich die Ausfahrt. Nach 200 Metern die Straße runter läuft die Bahnlinie quer. Am Übergang steht ein Gebäude von der Größe einer Hundehütte für eine Bernhardinerfamilie. Von Radabstelldingens keine Spur, also rolle ich noch 200 Meter, bis ich ein Straßenschild finde, wo ich das Rad anschließen kann. Ab hier gehe ich zu Fuß weiter, zunächst durch eine Siedlung aus 10 Häusern oder so, die von 20 Hunden bewacht werden, welche gerade eine Besprechung abhalten. Einige der Hunde sind offenbar schwerhörig. Am Ende der Siedlung geht es links ab, an einem übel müffelnden Straßengraben entlang. Das letzte Anwesen sieht nach einer Mischung aus Landwirtschaft und Industrie aus, womöglich irgendwas mit Salz. Hinter der Umfassungsmauer steht ein mächtiger Linde-Gastank, daneben ein Verdampfer, der angesichts der Vereisung mächtig am Verdampfen ist. Danach ziehen sich rechts riesige Überschwemmungsflächen hin, die jetzt bei Ebbe nahezu leer sind. In weiter Ferne eine Gruppe Flamingos, dazu einige kleinere Vögel. So Dingens, mit Federn und langen Beinen und spitzem Schnabel, aber nur 1/4 so groß wie Störche. Die fliegen Scheinattacken auf eine Möwe, die ungerührt vor mir den Weg entlang läuft. Links des Wegs riesige Pferdekoppeln im hügeligen Gelände. Alles mit einer dicken Staubschicht überzogen. Wenn mal ein Auto vorbeikommt, dauert es fünf Minuten, bis sich der Staub wieder gelegt hat. Alle fünf Minuten kommt übrigens ein Auto vorbei. Endlich komme ich zur Lagune. Auf einem alten Deich, der laut Plakette gerade wieder instand gesetzt wird, kann man um ein Stück Wasser rumlaufen. Das absolute Highlight der Wanderung: eine Unmenge Krabben, die im Sand so Krabbensachen machen: mit einer Schere winken oder Sand zu Bällchen rollen. Nur dumm, dass die sich in einem Sekundenbruchteil eingraben, wenn man näher kommt. Schließlich setze ich mich ruhig auf einen Stein und warte. Nach zwei Stunden kommen die Mistviecher wieder aus ihren Löchern, winken und rollen Sand. Ich teste die Tele-Fähigkeiten meines neuen Telefons. Ergebnis: 4x kriegt es hin, für 10x braucht man ein Stativ, das wird sonst nix. Das sehe ich aber erst Stunden später am Rechner. Danach geht es noch eine gute halbe Stunde (oder sechs vorbei fahrende Autos lang) über einen staubigen Weg zurück.

Im Zentrum von Mexilhoeira finde ich ein offenes Cafe, aber keine Pastel de Nata. Also nehme ich ein Pastel de Cabalhau, dazu aber Bier statt Cafe. Die Rückfahrt mit dem Rad verläuft ruhig. Abends gehe ich zur Abwechslung an die Praia da Dona Ana, wo auch bei Flut noch genug Platz für Badebetrieb ist. Ich bin mittlerweise dermaßen gechillt, dass ich nicht einmal Fotos mache; die Strava-Spur muss heute genügen 😉

So. 22.5. Nix

Wind und Wellen sind angesagt, die Kulturstätten sind geschlossen. Ich schnappe mir den Laptop und schreibe weiter an diesem Beitrag. Eigentlich wäre das Wetter gut für ein Läufchen, aber ich suche noch Motivation. Ich hoffe noch auf ein bisschen Sonne gegen Abend und 10 Minuten am Strand.

Mo. 23.5. Meia Praia

Schwimmtechnisch steht nichts Tragisches mehr an. Die Meia Praia, die ich entlangschwimmen will, ist ein traumhafter, über vier Kilometer langer Sandstrand. Man kann bei Bedarf überall rein und raus, nur bei Brandung muss man aufpassen, dass einen keiner mit dem Bügelbrett übersurft. Heute ist das Meer aber weitgehend ruhig, obwohl schon seit Tagen ein kräftiger Wind weht. Ich kette das Fahrrad unter der Beachbar an und wandere zum westlichen Ende. Auch heute weht der Wind forsch vom Land aufs Meer. Es ist Ebbe und ich wate erst mal ein Stück hinaus, bevor ich losschwimmen kann. In der Nähe der Mole gibt es noch einige Sardinenschwärme, danach sehe ich nur noch den gerippten Sand unter mir. 1.200 Meter schaffe ich gemütlich, dann habe ich einen Punkt gefunden, den ich mir gut merken kann. Nächstes Mal geht es ab hier weiter, 3,6 Kilometer fehlen noch bis zum Leuchtturm. Wenn die Bedingungen so bleiben, schaffe ich das bis Ende der Woche.

Di. 24.4. Steinzeit

Heute geht es mit dem Rad in’s Hinterland, ein Besuch der steinzeitlichen Hügelgräber in Alcalar steht auf dem Programm. Das Navi führt mich zunächst auf der inzwischen bestens bekannten N125 nach Osten, bevor es mich auf Feldwegen in die Hügel schickt. Zum Fahren nicht der Brüller, aber die Aussicht ist wunderbar. Olivenhaine ziehen sich über die Hügel, dazwischen leuchten blau blühende Disteln. Nach einer guten Stunde erreiche ich mein Ziel. Die Frau an der Kasse freut sich einen Wolf: erst mal, dass überhaupt wer kommt, zweitens, dass der Ausländer etwas Portugiesisch spricht. Die nächsten Besucher, ein Pärchen, tauchen erst auf, als ich wieder gehe, rund 45 Minuten später. Auf dem Gelände ist nicht sooooo viel zu sehen, zwei Grabhügel und ein Kalkofen. Auf den Wiesen dazwischen mehrere Stationen für die Bespaßung von Schulklassen, mit Feuerstellen, Steine-Schlepp-Anlage und Ähnlichem.

Nach dem Besuch eine Enttäuschung: das Cafe gegenüber hat keine Pastel, nicht mal vom Stockfisch! Ich trinke meinen Fingerhut voll Kaffee und fahre zurück nach Lagos, wo ich mir bei „A Internacional“ vor lauter Frust eine Handvoll portugiesische Comic-Bücher kaufe. Danach gibt es ein Sandwich am Gil Eanes Platz, Kühlschrankmagneten aus dem Souvenirladen und als krönenden Abschluss ein Pastel de Nata in der Pastelaria Mimo.

Mi. 25.5. Meia Praia

Heute brauchte ich ewig, um in die Puschen zu kommen. Erst am frühen Nachmittag packte ich meinen Schwimmkram und radelte an die Meia Praia. Schnell fand ich die Stelle, an der ich Montags ausgestiegen war, auf Höhe eines Rettungsrings neben der Bar mit den zwei Flaggen. Das Meer war immer noch wunderbar ruhig und ich schwamm gemütlich meinen guten Kilometer. Am Ende suchte ich wieder eine Landmarke, diesmal den ersten Rettungsring nach der Iberostar-Hotelanlage. Der Wind machte den Rückweg zu Fuß unangenehm und beschwerlich. Ich war ziemlich durchfroren, als ich bei meinen Klamotten ankam – nach einer erstaunlich langen Wanderung.

Do. 26.5. Meia Praia

Neuer Tag, neue Etappe. Die Auswahl der Bekleidung habe ich dem Telefonjoker überlassen. Dieses Streckenschwimmen in Etappen ist wirklich lustig. Man merkt beim Hinradeln und Zurückwandern so richtig, was für ein mordsmäßiger Held man doch ist, solche Strecken schwimmend zu absolvieren 😉. Heute war ich schlauer und schleppte meine Klamotten in der Boje mit, damit ich für den Rückweg was zum Anziehen hatte. Langsam wird die See unruhiger, im Lauf meiner Strecke wurden die Wellen immer höher, waren aber noch recht gut schwimmbar. Ich war inzwischen so weit vorangekommen, dass die Bebauung am Ufer nachließ und ich keinen klaren Bezugspunkt für den Ausstieg mehr fand, außer einem nackten Mann in den Dünen. Vielleicht habe ich ja Glück und der liegt da jeden Tag… Das soll mich aber nicht betrüben. Die Mole am Ende des Sandstrands ist schon in Sichtweite. Beim nächsten Mal wandere ich einfach bis dorthin und schwimme zurück, das sollte sich schon überlappen. Uuuuund ich habe dann die Wellen von hinten statt von vorn. Dass das ein bisschen geschummelt ist, nehme ich in Kauf 😉.

Abends war ich nochmal an der Praia do Camilo. Die mitgebrachte Schnorchelausrüstung konnte ich vergessen, die Brandung war inzwischen so stark, dass das Wasser völlig trübe war. Also ging ich mutig schwimmen. Vom Strand aus sah ich eine Linie mit weniger Brechern, auf der ich sicher vom Ufer wegkommen sollte. Das hat auch gut geklappt. Das Vorhaben, mal mit richtig schönen Wellen durch die Felsspalte zu rauschen, habe ich in einem unverhofften Anfall von Vernunft aufgegeben. Durch die Spalte wäre ich wohl ungefährdet durchgekommen, aber von dort bis zum Strand tobte eine üble Waschmaschine durch die kleineren Felsen, die beim jetzigen Niedrigwasser knapp unter der Oberfläche lauerten. Damit war die Vernunft aber auch schon erschöpft; nach dem Landgang habe ich ein Maul voll Seetang probiert, der ja angeblich gesund sein soll. Ich sag mal so: macht das besser nicht!

Fr. 27.5. Abschluss

Die letzte Etappe steht an. Ich radele zu meinem Strand und suche meinen Zielpunkt, zwei Baukräne neben einer Neubausiedlung. Ab hier messe ich mit der Uhr die Entfernung zur Mole, an der ich starten will. Es sieht merkwürdig weit aus und auch die Gebäude hatte ich anders in Erinnerung. Die Brandung macht mir Sorgen, gegen die möchte ich nicht rausschwimmen, zum Anlanden müsste es aber gehen. Ich gehe weiter den Strand entlang und mache zwei Entdeckungen, die mir helfen: erstens war ich bei den falschen Kränen losgelaufen, die richtigen mit den korrekten Neubauten sind gut 400 Meter weiter; ab hier stimmt auch die gefühlte Distanz zur Mole; selbst der nackte Mann liegt an der richtigen Stelle. Zweitens macht der Strand einen Bogen und am Ende ist kaum Wellengang. Ich kann also an der Mole losschwimmen und in einer Sekante parallel zum Wellengang vorwärts kommen. Danach muss ich nur den Ausstieg überleben. Ich komme wieder gut voran und halte auch einigermaßen die Richtung. Je weiter ich mich aber vom Ufer entferne, desto höher wird der Wellengang. Das erschwert die Orientierung und bereitet mir auch ein mulmiges Gefühl. Immerhin kann ich jederzeit aussteigen, wenn mir das Vorhaben zu gefährlich wird. Dann pegeln sich Wellen und Gefühl aufeinander ein und ich schwimme einfach weiter. Bei jedem Blick auf die Uhr bin ich rund 150-200 Meter vorangekommen. Schneller als erwartet ist der Kilometer geschafft, den ich mir vorgenommen hatte und ich halte schräg auf’s Ufer zu. Die zwei Kitesurfer, die mich zwischenzeitlich verunsichert haben, sind verschwunden – auch gut! Die letzten gut 50 Meter geht es durch die Brandung. Ich klemme die Boje unter den Arm, damit sie nicht weggerissen wird. Die Brecher von hinten sind gleichmäßig getaktet und gut zu hören. Immer, wenn mich einer überbricht, stecke ich den Kopf unter Wasser und halte das Brillenband am Hinterkopf fest. Schließlich spült mich die letzte Welle an den Strand. Ich stoppe pflichtgemäß die Uhr – nur was auf Strava kommt, ist wahr, wie meine Yogalehrerin zu sagen pflegt. Am Basislager gibt es eine Spardusche aus der Radflasche. Ich nutze den Umstand, dass an diesem Strandabschnitt Textil optional ist und lasse mir den warmen Wind um alles wehen, was darin flattern möchte. Kurz, bevor mich der Sonnenstich ereilt, mache ich mich auf den Rückweg. Bei der Stärkung in der Sportbar O Amigo frage ich mich, warum dort immer Motorrad-GP läuft. Wiederholen die ein Rennen in Dauerschleife, bis das nächste stattfindet, oder gibt es immer irgendwo ein Rennen?

Hier nochmal alle Schwimmstrecken übereinandergelegt

Sa. 28.5. Golfinhos!

Heute das volle Touristen-Programm: Strand und Bootsausflug 🙂 Am Strand lese ich den Malteserfalken als Comic auf Portugiesisch. Dann Delfin-Tour, laut Werbung 90 Minuten. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen kam uns ein schnittiger Katamaran entgegen, mit einem Riesen-Schlauchboot im Schlepptau. Nach kurzem, heftigen Nachdenken kam ich darauf, dass das Schlauchboot mit seinem Außenborder den Segler schob. Der war nämlich ein hochgezüchtetes Renngerät mit Tragflügeln, dafür ohne Motor und kam gerade vom Training in der Bucht zurück. Diese Teile hatte ich in den Tagen zuvor in voller Fahrt gesehen, eine spektakuläre Show. Dann fuhren wir an der Küste entlang, die ich in den ersten zehn Tagen beschwommen hatte. Vom Boot aus hat man einen besseren Blick darauf, als beim Vorbeischwimmen, man sitzt höher und kann sich aufs Gucken konzentrieren. Beim Schwimmen ist man ja eher mit so existentiellen Fragen beschäftigt, was zuerst kommt: der Krampf, der Haifisch, die Monsterwelle oder die Panikattacke? Wenn das Kopfkino so richtig in Fahrt kommt, ist letztere jedenfalls garantiert 😉

Nach 45 Minuten ohne Delfin rechnete ich schon damit, dass der Skipper jetzt ergebnislos zum Rückflug ansetzen würde. Dann die Überraschung: plötzlich waren wir mitten in einem Riesenschwarm mit über 100 Tieren. Der Skipper und sein Maat waren völlig aus dem Häuschen, so viele auf einmal hatten auch sie schon lange nicht gesehen. Die Delfine folgten dem jetzt langsam fahrenden Boot, tollten um es herum und paarten sich fleißig. Nach 274 Fotos merkte ich erst, dass die Linse meiner Kamera beschlagen war. Schnell machte ich noch Aufnahmen mit dem Telefon. Nach rund 20 Minuten drehten wir ab und fuhren zurück. Auf dem Weg zum Anlegeplatz sah ich noch ein Hochsee-Ruderboot. Als ich den Skipper danach fragte, regte er sich mächtig über die Idioten auf, die mit so was auf hohe See fahren, weil er die dann mitten im Sturm wieder einsammeln darf.

So. 29.5. Rad ab

Heute das Rad notdürftig geputzt und schweren Herzens abgegeben. Mein Portugiesisch scheint Fortschritte zu machen, die Leute antworten inzwischen nicht mehr sofort automatisch auf Englisch, wenn ich was sage. Die 50 Euro Kaution gab es in bar, so habe ich Reserve für den Rückflug – in Deutschland sind wohl die Kartenzahlungssysteme in Tilt. Nachmittags am Strand von Dona Ana habe ich den Malteser Falken zu Ende gelesen und tatsächlich das Meiste verstanden! Danach zur Belohnung eine schöne Runde in der Bucht, durch die Felsspalten, die bei Ebbe frei liegen.

Mo. 30.5. Heimreise

Ein letzter Trip zum Strand von Camilo. Die Inder, die dort den Morgenputz erledigten, haben sich vermutlich scheckig gelacht ob meiner Yogaübungen… Ein letztes Mal um die Felsen herum und durch die Spalten geschwommen und mich von den Sardinen verabschiedet, die in den drei Wochen meines Aufenthalts ganz schön groß geworden sind. Nach dem Check-out habe ich noch gemütlich Zeit für einen Stadtbummel und ein letztes Krabbenomelette in meinem Stammlokal Taquelim Gonçalves. Um 3 kommt der Bus und fährt mich zum Flughafen. Der Busfahrer ist streng darauf bedacht, dass der Motor weiterläuft, wenn er andere Fahrgäste einsammelt – dazu dektiviert er eigens den Autostop. Beim nächsten Halt habe ich ihn ausgetrickst und per Zündschlüssel den Motor abgestellt. Als er losfahren wollte, hat er eine Minute gebraucht, um zu verstehen, was los war…

Der restliche Heimweg verlief ereignislos. Um 1 Uhr früh gab es noch Spaghetti, die mein Sohn extra gekocht hatte, dann einen langen tiefen Schlaf.

Über Günter

Manager und Triathlet
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